Politik

Mehr Aufmerksamkeit für Kinderhospizarbeit gefordert

  • Donnerstag, 9. Februar 2017
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Berlin – Politiker und Hilfswerke haben sich zum Kinderhospiztag am morgigen Freitag für eine Enttabuisierung des Themas Sterbebegleitung von Kindern ausgesprochen. Die Kin­derkommission im Bundestag dankte den haupt- und ehrenamtlichen Kräften in der Kinderhospizarbeit. Familien mit unheilbar schwer erkrankten Kindern und Jugendli­chen stünden vor extremen emotionalen und auch organisatorischen Problemen, die kaum zu bewältigen seien. Die Kinderhospize hätten es sich zur Aufgabe gemacht, für die Beglei­tung der gesamten Familie bis zum Tod des erkrankten Kindes zu sorgen, hieß es.

Bereits 1990 brachten sechs betroffene Familien die deutsche Kinderhospizarbeit auf den Weg. Heute können Eltern in Deutschland bei der Betreuung auf zahlreiche sta­tionäre und ambulante Kinder- und Jugendhospize zurückgreifen, wenn ihre Kinder todkrank sind. Bundesweit gibt es (Stand Dezember 2016) 16 stationäre Angebote, zwölf davon sind Mitglieder im Deutschen Kinderhospizverein mit Sitz in Olpe in Nordrhein-Westfalen.

Nach dessen Angaben gibt es 133 ambulante Kinder- und Jugendhospize in Deutsch­land. Der Verein begleitet über seine Angebote vor Ort bundesweit 585 betroffe­ne Fami­lien und setzt dabei 815 ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiter ein. Dabei wird der größ­te Teil der Kosten, rund 70 Prozent, durch Spenden gedeckt.

Die Hospizbewegung steht in der Tradition der Herbergen, die bereits seit dem Ende des 4. Jahrhunderts entlang der Pilgerrouten in ganz Europa entstanden. Daran knüpft die Hos­pizbewegung an: Es werden Orte geschaffen, an denen Schwerstkranke und Ster­ben­de auf ihrem letzten Weg versorgt und begleitet werden. Bei der Kinderhospiz­arbeit spielt neben der Sterbe- und Trauerbegleitung die Entlastung der betroffenen Eltern eine wesentliche Rolle.

„Wir möchten an diesem Tag ein Zeichen der Verbundenheit mit den betroffenen Fami­lien set­zen und mit Aktionen noch mehr Menschen auf die Kinderhospizarbeit in Deut­schland auf­merksam machen“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Kinderhospiz­vereins, Martin Gierse. Kinderhospizarbeit sei ein wichtiges Versprechen an die betroffe­nen Familien.

Der Malteser Hilfsdienst wies auf den Mangel an Plätzen und Sterbebegleitern in der Hos­pizarbeit hin. Die Generaloberin der Malteser, Daisy Gräfin von Bernstorff, forderte mehr gesellschaftliche Unterstützung der Hospizarbeit. „Die jährlich 800.000 Sterbenden in Deutschland sind schlecht versorgt.“ Die Hospizarbeit könne gesellschaftlich etwas ver­ändern, da Tod und Trauer wieder als etwas Normales in Familien zurückgebracht würden.

In Bayern kündigte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) an, mehr junge Leute für die Hospizarbeit gewinnen zu wollen. „Sterben und Tod gehören zum Leben und sollten nicht verdrängt werden“, sagte sie. Ihr Ziel sei es, dass sich auch junge Menschen mit dem Thema auseinandersetzten. Jährlich sterben in Bayern den Angaben zufolge etwa 500 Kinder und Jugendliche an lebensverkürzenden Erkrankungen.

Am Freitag wird bundesweit der Tag der Kinderhospizarbeit begangen. Mit ihm wird seit 2006 jährlich auf die Situation von Kindern und Jugendlichen mit lebensverkürzender Er­krankung und deren Familien aufmerksam gemacht. Initiator ist der Deutsche Kinder­hos­­piz­­verein. Die diesjährige zentrale Veranstaltung findet am Freitagabend im Kasse­ler Kul­turbahnhof statt. Schirmherr ist Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).

kna/dpa/may

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